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Rahn hat Vertrag

Im lesenswerten Buch „Die Weltmeister von Bern. Biographie einer Jahrhundertmannschaft“ von Tobias Escher berichtet der Autor von dem gescheiterten Versuch eines italienischen Unterhändlers, Helmut Rahn im Sommer 1952 für ein Kopfgeld von 150.000 Mark für Inter Mailand zu verpflichten. Die Absage des Vereinsmäzens paraphrasiert Escher wie folgt: „Rahn habe Vertrag und sei Nationalspieler.“ (S. 103). Beim Lesen dieser Passage habe ich gestutzt, denn die artikellose Konstruktion „Rahn hat Vertrag“ hätte ich jünger vermutet. Ob sie vor über 70 Jahren schon Gebrauch war? Oder wird hier ein moderner Sprachgebrauch den historischen Akteuren in den Mund gelegt?

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Phrasen auf’m Rasen

Im Rahmen der Kinder-Universität an der TU Dresden durfte ich im vergangenen Semester eine Vorlesung über Fußballlinguistik halten. Leider nur digital, was ich sehr bedauert habe, da ich so auf das unmittelbare Feedback des Saalpublikums verzichten musste. Dafür ist der Vortrag jetzt in guter Qualität als YouTube-Video verfügbar, das ich hier auf dem Blog zugänglich mache.

Vor allem die Q&A-Session am Schluss ist wirklich sehenswert. Nicht wegen meiner Antworten, sondern wegen der putzigen Fragen der Kinder, die der Moderator und sein Team sorgsam ausgewählt haben. Schaut gerne mal rein.

Public Humanities als offene Bühne oder: Warum Wissenschaft in Social Media auch Spaß machen soll

[Dieser Text erschien zuerst auf dem Blog Public Humanities, hrsg. v. Lisa Kolodzie, Mareike Schumacher, Melanie Seltmann und Daniel Brenn. Er sollte darum auch so zitiert werden:
Meier-Vieracker, Simon (2021): „Public Humanities als offene Bühne oder: Warum Wissenschaft in Social Media auch Spaß machen soll“. In: Kolodzie, Lisa, Schumacher, Mareike, Seltmann, Melanie und Brenn, Daniel (Hrsg.): Public Humanities. https://publicdh.hypotheses.org/93.]

Ich liebe Social Media. Und ich nutze Social Media intensiv und in ihrer ganzen Bandbreite: Ich habe einen eigenen Blog (fussballlinguistik.de), bin Autor und Redaktionsteammitglied eines gemeinschaftlichen Wissenschaftsblogs (lingdrafts.hypotheses.org), habe einen Twitteraccount (bzw. gleich mehrere, s.u.), produziere verschiedene Podcasts, bespiele einen Instagram-Account und einen YouTube-Kanal über die Professur und dann kommt auch noch TikTok dazu. Nur Facebook habe ich aufgegeben, weil hier eigentlich nichts (mehr) passiert, was mich interessiert.

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#FINDEN statt #DENFIN

Wenn heute Abend bei der Europameisterschaft Dänemark und Finnland aufeinandertreffen, werden wieder viele inklusive mir bedauern, dass Dänemark und nicht Finnland Heimrecht hat. Denn sonst wäre der Hashtag zum Spiel hübscherweise #FINDEN statt #DENFIN. Das gleiche erwartet uns beim Spiel Deutschland gegen Ungarn, denn wie schön wäre bitte #HUNGER gewesen! Mit den FIFA-Codes lassen sich eine Menge schöner Wörter bilden, wer zum Beispiel erinnert sich nicht an #PORNED?

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Über Scheißfragen

Ein Gastbeitrag von Antje Wilton

Neulich war es mal wieder soweit: ein Fußballer rastet beim Interview aus. Jonas Hector war nach der Niederlage des 1. FC Köln gegen Holstein Kiel in der Relegation sichtlich ungehalten. Das Ereignis belustigte – wie immer in einem solchen Fall – die Kommentator:innen in den sozialen und anderen Medien. Immerhin war der Vorfall einen Beitrag in der ZEIT wert. Dort war dann zu lesen, dass diese Fragen platt, dumm, oder gar – um Jonas Hector selbst zu zitieren – „Scheißfragen“ seien, auf die eine Standardantwort zu geben dieser eben diesmal keine Lust hatte.

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Die Verdatung des Fußballs

Der Hype um Big Data macht auch vor dem Fußball nicht Halt. So haben Memmert und Raabe in einem prominent unterstützten Buch die digitale Revolution des Profifußballs ausgerufen. Trackingtechnologien und umfassende Datenbanken mit Leistungsdaten sorgen für eine nie gekannte Datenflut in Echtzeit, die dank immer besserer Rechenleistungen nun auch ausgewertet werden können. Dass aus zählbaren Items Erfolgsfaktoren abgeleitet werden, ist zwar annähernd so alt wie der Profifußball selbst. Aber in den letzten Jahren, das kann man etwa in Biermanns Buch „Matchplan“ (2018) nachlesen, sind mit besonderem Nachdruck hochkomplexe Metriken entwickelt worden, um Leistung messbar und Erfolg kalkulierbar machen zu können.

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Die Sprache der Geistersaison

Zum sog. Re-Start der Bundesliga nach der Corona-Pause Mitte Mai 2020 habe ich am Abend nach den Samstagsspielen eine ganz rasche Blitzanalyse der Liveberichterstattung gemacht. Mich hatte interessiert, ob und wie über Geisterspiele anders berichtet wird als gewöhnlich. Inzwischen ist die ganze Geistersaison absolviert. Der FC Bayern ist der erste und vermutlich auch letzte Geistermeister der Geschichte, und ich möchte meine Analyse von damals komplettieren.

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H****sohn. Ein linguistischer Kommentar

Eine Debatte um Schmähungen und Beleidigungen bestimmt den Fußballdiskurs dieser Tage. Aber nicht oder nicht primär eine Debatte um rassistische, sexistische, homophobe und andere diskriminierende Beschimpfungen, sondern um Schmähplakate und -spruchbänder, die am Wochenende gleich in mehreren Stadien zu sehen waren und einiges an Wirbel einschließlich Spielunterbrechungen verursacht haben. Da es sich bei den hier diskutierten Schmähungen immerhin um sprachliche Äußerungen handelt, nehme ich es mir heraus, den vielen guten Wortmeldungen noch einen Kommentar aus spezifisch linguistischer Sicht hinzuzufügen.

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Wenn Unis Fußballclubs wären…

…und Wissenschaftler*innen statt nach Forschungsgeldern nach Siegprämien trachten würden, wenn ihre strategischen Ausrichtungen weniger auf die Besetzung von Forschungsthemen, sondern von Räumen auf dem Fußballfeld gerichtet wären, wenn Nachwuchsförderung vor allem dem Formaufbau und der taktischen Schulung von jungen Spieler*innen dienen würde, wenn Kooperationen in erster Linie Teamleistung auf dem Platz wäre. Man kann sich lange ausmalen, wie das wäre, und so manche Parallele zwischen Universität und Fußball scheint gar nicht mal so sehr an den Haaren herbeigezogen.

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