…und Wissenschaftler*innen statt nach Forschungsgeldern nach Siegprämien trachten würden, wenn ihre strategischen Ausrichtungen weniger auf die Besetzung von Forschungsthemen, sondern von Räumen auf dem Fußballfeld gerichtet wären, wenn Nachwuchsförderung vor allem dem Formaufbau und der taktischen Schulung von jungen Spieler*innen dienen würde, wenn Kooperationen in erster Linie Teamleistung auf dem Platz wäre. Man kann sich lange ausmalen, wie das wäre, und so manche Parallele zwischen Universität und Fußball scheint gar nicht mal so sehr an den Haaren herbeigezogen.

Und so lassen sich die Tweets, die der Livetickergenerator aus Anlass der IDS-Jahrestagung 2019 zurzeit stündlich ausspuckt, auch als Metaphern auf den Wissenschaftsalltag lesen. Das Thema der Tagung ist „Deutsch in Sozialen Medien – Interaktiv, multimodal, vielfältig“, und mit dem Bot liefere ich in Echtzeit Anschauungsmaterial dafür, was Soziale Medien gerade auch im Bereich der Wissenschaft und des Wissenschaftstransfers leisten können.

Statt der üblichen Profifußballer*innen (bisherige Special Editions waren der WM, der Schweizer Super League und der Bundesliga der Frauen gewidmet) finden sich in den Kaderlisten derzeit germanistische Linguist*innen verschiedener Universitäten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die jetzt in Uniteams gegeneinander antreten. Im Code habe ich ein paar Anpassungen vorgenommen, vor allem um die Genusmarkierungen bei Wissenschaftlerinnen korrekt zu generieren.

Die meisten der Spieler*innen, die in den imaginären Spielen auflaufen, kenne ich persönlich, wenigstens aber aus ihren Schriften. Und auch wenn der Bot wirklich rein auf Zufallsbasis kombiniert, lässt sich doch vielen Tickermeldungen besonderer Sinn abgewinnen. Man muss sich das alles bildlich vorstellen, es ist herrlich…

Bots im Dienste des Wissenschaftstransfers

Neben dem Klamauk habe ich aber durchaus ein ernstes Anliegen, das ich auch an meinem Messestand im Rahmen des Kaleidoskops vertreten werde: Twitter und Twitterbots sind eine interessante Möglichkeit des Wissenschaftstransfers. Da ich das Script des Bots auf GitHub allen Interessierten zur Verfügung stelle und die Erhebung der Füllwerte für die Satzrahmen in den Korpora zur Fußballlinguistik reproduziert werden kann, dient der Bot eben auch dazu, das Forschungsfeld der Korpuslinguistik methodisch transparent, aber spielerisch zu vermitteln. Die Fußballsprache, aber auch die Methoden ihrer Erforschung rücken gerade durch den spielerischen Umgang damit in den Fokus der Aufmerksamkeit. An der Jahrestagung spiegele ich das jetzt mal in meine eigene Wissenschaftscommunity zurück, um eben diesen Transfercharakter einmal aufzeigen und vorführen zu können.