„Die Phrasendrescher“ – Ein neuer Podcast über Fußballsprache

Wer sich mit Fußballsprache beschäftigt, kommt an Fußballphrasen nicht vorbei. Die Phrasendrescherei im Reden über den Fußball gehört genauso zur Fußballfolklore wie die Kritik an eben dieser Phrasendreschererei, die mit dem Phrasenschwein sogar eine kanonisierte Form gefunden hat. Hier auf fussballlinguistik.de habe ich mich darum schon verschiedentlich mit Phrasen beschäftigt. Mit meinem Phrasendetektor etwa, dem Blogpost zum Doppelpass oder auch meinen sprachvergleichenden Analysen. Gerade wenn man korpuslinguistisch vorgeht und den Blick auf rekurrente Sprachgebrauchsmuster richtet, steht man immer schon mit einem Bein in der Phraseologie, die Feilke sogar zum Dreh- und Angelpunkt seiner Sprachtheorie gemacht hat.

Deshalb liegt es natürlich nahe, dass der Podcast zur Fußballsprache, den ich mit Tobias Escher und Martin Rafelt produziere, „Die Phrasendrescher“ heißt. Pro Folge knöpfen wir uns eine Fußballphrase vor, besprechen ausführlich ihre Hintergründe, ihre Verwendungskontexte, ihren Sinn und Unsinn und eben im Besonderen ihre Phrasenhaftigkeit. Allerdings suchen wir uns keine der altbekannten Phrasen aus, die auch im Doppelpass typischerweise geahndet würden, wie etwa „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, sondern neuere Ausdrücke aus der modernen Fußballanalytik, die möglicherweise erst im Begriff sind, zur leeren Phrase zu werden.

Die Podcast-Idee stammt von Tobias und Martin, sie haben mich gefragt, ob ich als sprachwissenschaftlicher Support mitmachen will. Will ich natürlich. Ich habe schon vor längerer Zeit den Taktik-Blog spielverlagerung.de, den die beiden gegründet und über Jahre maßgeblich mitgetragen haben, linguistisch ausgewertet, etwa auf die dort verwendeten Rollenbezeichnungen, die Fachsprache oder die genannten Formationen. Die spielverlagerung-Autoren selbst waren immer besonders interessierte Abnehmer meiner Analysen und haben diesen mit so manchem Retweet große Reichweite gegeben. Ich habe mich immer weiter rangerobbt und freue mich nun sehr, dass wir mal was zusammen machen.

Sicher nützlich ist bei unserem Joint Venture der Umstand, dass Tobias Escher selbst ausgebildeter Linguist ist und sehr gut einschätzen kann, was ich da so mache in meinen linguistischen Analysen. Umso mehr freue ich mich, dass ich nun mit ihm und Martin diesen Podcast machen kann, in dem wir auf wirklich hohem Niveau sowohl aus fußballanalytischer als auch aus linguistischer Perspektive über Fußballsprache sprechen können. Ich gebe ja öfter mal Interviews über fußballlinguistische Themen, aber gegen die Moderationskünste von Tobias Escher und den fußballerischen Scharfsinn von Martin Rafelt sehen so manche Journalist*innen recht alt aus. Für mich ist das Wissenschaftskommunikation, wie ich sie mir wünsche: fachlich auf hohem Niveau, aber unterhaltsam und mit großer Reichweite. Hoffentlich haben die Hörerinnen und Hörer auch Freude daran. Stay tuned.

4 Kommentare

  1. Lars

    Das „das“ vor Tobias Escher im vierten Absatz ist falsch. Richtig wäre „dass“.

    • Simon Meier-Vieracker

      Danke, schon korrigiert 🙂

  2. Uwe Kranenpohl

    Was Ihr mal behandelt könntet (aber eigentlich keine Phrase ist): Indikativ statt Konjunktiv in der Fußballer*innensprache: „Wenn der Schiedsrichter pfeift, gewinnen wir das Spiel.“

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